…vom Typ MB 90 ist das letzte Rennauto von Ulrich Melkus aus dem Jahr 1990.
Ulli ist damit (erfolgreich!) seine letzten Rennen in Wunsdorf, Trier und Nürburgring gefahren.
Das Rennauto ist ein Prototyp, der Nachfolger des 1989´er Prototypen ML 89 und wurde von den selben Konstrukteuren unter Leitung von Ulrich Melkus entwickelt und gebaut.
Die Entwicklung erfolgte nach dem Reglement der im „Pokal der Soz. Länder“ gültigen Formel Mondial bis 1600 ccm, unter Beachtung der anwendbaren Sicherheitsvorschriften der damaligen Formel 3.
Die Wendezeit fand im Auto seinen technischen Niederschlag.
Der vorgesehene IFA-VW- Motor (alternativ der bewährte Lada 1600 ccm – Motor) und das Getriebe von Dipl.Ing. Stefan Perner und Henrik Opitz entfielen.
Die BMW Motorsport AG unterstützte Ulrich Melkus mit der Lieferung eines Motors und eines Getriebes.
Das bedingte eine Neukonstruktion des Rennwagens im Heckbereich.
Motor und Getriebe wurden nunmehr als tragendes Element verwendet.
Leitender Ingenieur Dipl.-Ing. Ulrich Melkus
Achskinematik Dipl.-Ing. Frieder Kramer
Vorderachse Dipl.-Ing. Bernd Kasper
Hinterachse Dipl.-Ing. Nils-Holger Wilms
Leiter Musterbau Frank Nutschan
Die Aerodynamik wurde im Windkanal der TU Dresden unter Leitung von Dr. Siemens konzipiert und optimiert.
1990 habe ich mit den drei Typen MT 77, ML89 und MB90 an den DDR-Meisterschaftsläufen und Rennen zum Pokal der Soz. Länder teilgenommen.
Ergebnisse:
3. Platz DDR-Meisterschaft 1989 Formel E bis 1300 ccm
3. Platz DDR-Meisterschaft 1990 Formel E bis 1600 ccm
Im Jahr 1989 war ich als Dritter der DDR-Meisterschaft, Leistungsklasse 1 Formel E bis 1300 ccm, bester Nachwuchsfahrer (32 Jahre alt, eben DDR-Karriere im Motorsport, da alles selbst bezahlt).
Deshalb, und weil ich einer der vier beteiligten Konstrukteure an der Neuentwicklung war, habe ich den 1989 er Prototypen ML 89 von Ulli Melkus übernommen.
Der ML 89 wurde von Außenstehenden viel kritisiert, wie alles Neue, dem man das Neue ansieht. Das Auto war in Grenzbereichen den Konkurrenten klar überlegen, dafür aber in anderen Renn-Situationen gewöhnungsbedürftig. Die Gründe für die wenigen schlechten Eigenschaften sind mir nach Auswertung der Untersuchungen an der Ingenieur-Hochschule Karl-Marx-Stadt bekannt.
Das Jahr 1990 war für uns schwer bewegend und auch technisch eine Herausforderung ohne Vergleich.
Der tragische Tod von Ulli führte zum Abbruch der Unterstützung der BMW- Motorsport AG.
Unsere Bemühungen der verbliebenen Ingenieure waren erfolglos.
Mit dem Pokallauf in Riga (damals UdSSR) übernahm ich Ullis Rennauto MB 90. Dort erreichte ich einen 12. Platz, von 38, was für Neulinge in Riga eine gute Leistung war.
Damit unser Prototyp ML 89 weiter im Einsatz bleibt, übergab ich das Rennauto an Henrik Opitz.
Das war meine Fehlentscheidung, denn die BMW-Motorsport AG machte unerwartet seine Eigentümerrechte an Motor und Getriebe im MB 90 geltend, und verbot dessen Benutzung.
Das folgende Schleizer Dreieck- Rennen war als internationale Veranstaltung ausgeschrieben und damit das bedeutendste Rennen des Jahres. Ich konnte wegen des Verbotes weder am DDR-Meisterschaftslauf, noch am Pokallauf teilnehmen, den ML89 pilotierte Henrik Opitz.
Nils-Holger Wilms